Las Referencias

Langenthaler Tagblatt, Artikel vom 20. August 2007

Rauschender «Wupf»-Abschied

(mz/pbl) Alles, was es für ein original-Wuhrplatzfest braucht, war da. Gute Musik, eine unvergleichliche Stimmung, die grosse Bühne und viele Besucher. War es das letzte Fest vor dem grossen Wuhrplatz-Facelifting?

Man hätte beinahe meinen können, auf dem Wuhrplatz seien bereits erste stampfende Baumaschinen aufgefahren, als das Berner Electro-Pop-Trio «Fiji» am Samstagabend loslegte. Doch nach den ersten stampfenden Beats war klar, dass die Band überhaupt nichts mit Baumaschinen zu tun hat.

Der treibende Beat war nämlich das solide Fundament für melodiöse Spielereien mit den Segnungen der modernen Elektronik und fantasievolle Bass-Lines. Doch vor allem war es der Tummelplatz für die Sängerin Simone de Lorenzi. Mit ihrer Stimme gab sie den Songs Charakter – und eine geballte Ladung Erotik.

«Fiji» waren nur eines der vielen Highlights am diesjährigen Wuhrplatzfest – dem «letzten Fest auf dem alten Platz», wie die Organisatoren betonten. Während vier Tagen wurde der Wuhrplatz zu einem Festplatz mit Stil. Dafür sorgte nicht zuletzt die grosse Bühne, auf der schon Grössen wie die «Tarantinos» oder Büne Huber aufgetreten sind.

Diebe verhindern Auftritt

Bereits am Donnerstag hatten die Organisatoren unter dem Patronat der Stadt mit «Kunschtblitze uf dr Wuhr» einen ersten Höhepunkt gesetzt. Am Freitagabend wären nebst der Bieler Band «Pegasus» und den Mannen von «Boob» die italienischen «Hormonauts» angesagt gewesen. Doch weil Diebe den Tourbus mit allem Equipment gestohlen hatten, mussten die Italiener ihren Auftritt absagen.

Das OK reagierte schnell und als «die bestmögliche Notlösung» konnte «Disco Doom» verpflichtet werden. Doch trotz der vielfältigen Palette an Musikstilen blieb das Publikum am Freitagabend insgesamt eher zurückhaltend.

«Mambolleros» heizten ein

Ganz anders am Samstag. Bereits «Dodo & Muppet Horns» hatten ein dankbares Publikum. Nach dem Familientheater «Nebensache» von Peter Rinderknecht tummelten sich viele Kinder vor der Bühne. Begeistert tanzten sie mit, als Dodo forderte: «Mach de Güggel!» Richtig in die Beine ging aber anschliessend die Musik von «Angel Maria Torres y sus ultimos Mambolleros». Die 11-köpfige Combo spielte zwischen den Hauptacts neben der Bühne auf.

Für den Abschluss des Samstagabends waren «King Khan and the Shrines» zuständig. Als «durchgeknallter Maharadscha des 60’s Soul» war er von den Organisatoren angesagt worden. Und tatsächlich kam King Khan mit einer Tiermaske auf dem Kopf auf die Bühne und liess zwischendurch auch mal jemanden mit Cervelats jonglieren. Vor allem aber sorgte er mit den «Shrines» für einen temporeichen Schlusspunkt am Samstagabend.

Kann man mit einem so schrillen Künstler den letzten «Wupf-Samstag» auf dem altehrwürdigen Wuhrplatz beenden und die stampfenden Baumaschinen auffahren lassen? Klar doch. Dennoch darf man bereits gespannt sein auf das nächste letzte Fest auf dem alten Platz oder das erste Fest in neuer Wuhrplatz-Aufmachung.

Online Tagebuch von Ursus & Nadeschkin, 05. Juli 2007

U&N Jubiläumsfest, Teil 8

...und wenn der eine Techniker den Abend mit einer grossen Band eröffnet (siehe Eintrag von GESTERN!), lässt sich der andere Techniker nicht lumpen und fährt zum Abschluss des Abends mit einer noch viel grösseren Band ein:
«Angel Maria Torres y sus ultimos Mambolleros»
heisst die Formation, deren Namen man sich merken sollte. Sofern man sich diesen Namen merken kann...
Ein grossartiger Abschluss eines wunderbaren Abends!

Berner Zeitung, Artikel vom 14. August 2006

Musiker und Zuschauer trotzten dem Regen

Das Buskers-Festival in der Altstadt fiel buchstäblich ins Wasser. Trotzdem sahen 30 000 Menschen 250 Auftritte.

(Urs Wüthrich). — Bassklarinette, Baritonsax, Altosax und weitere Blasinstrumente stehen auf Ständern unter einem Laubenbogen in der Herrengasse. Der Regen hat eben mit unerbittlicher Härte eingesetzt - und er wird so schnell nicht aufhören, auf die Musiker, auf die Instrumente, die Verstärker und Lautsprecher einzuprasseln.

Unerschrockene Bläser

Clemens Tomasko und Olivier Beck (Beckle Men) retten sich ans Trockene. Es ist Freitag, 18 Uhr. Die beiden virtuosen Bläser ziehen ihren Auftritt professionell durch, mit Showeinlagen und Spässen.

Sie lassen sich vom Hundewetter ebenso wenig beeindrucken wie die Passanten, die sich unter die Lauben drängeln. Entlang der Herrengasse stehen Gastrostände. Es riecht nach Curry, nach Orient. Aber die, welche die Gerichte zubereitet haben, stehen buchstäblich im Regen und warten vergeblich auf Kundschaft. Und dort, auf dem Münsterplatz, auf dem «offenen Feld», wo seit geraumer Zeit musiziert werden sollte: kein Mensch. Kein Musiker. Das Unwetter hat sadistische Züge angenommen.

Zuflucht unter den Lauben

Rathausplatz: Musik aus den 60er- und 70er-Jahren ertönt unter einer Laube. Die Bieler Band Carnation gibt ihr Bestes. Die Zuhörer stehen 20 Meter entfernt, suchen ein trockenes Plätzchen, mit Schirmen bewaffnet. Die Musiker, Komödianten und Artisten von 30 Gruppen aus 15 Ländern ziehen ihr Programm auch bei diesem Wetter durch, ziehen im Turnus an die verschiedenen Standorte. Und die Zuschauer danken es ihnen, das Hutgeld, die einzige Einnahmequelle der Auftretenden, fliegt.

Samstag: Der letzte der drei Buskers-Festivaltage. Ein Wunder ist geschehen: Am späten Nachmittag hat es aufgehört zu regnen. Der Rathausplatz ist voll besetzt, Hunderte von Schaulustigen scharen sich um die Gruppe Angel Maria Torres y los ultimos Mambolleros. Mit Pommadefrisuren und im Machogehabe fetzen die zehn Jungs Mamborhythmen aufs Pflaster.

Die Menge tobt - und nach einer Stunde ziehen sie mit schwingenden Hüften ab. Schon bald ziehen wieder dunkle Regenwolken auf, gegen 20 Uhr abends setzt wieder Regen ein. Die Temperatur sinkt. Aber die Stimmung steigt.

Preiswürdiges Programm

An den drei Tagen des vergangenen Wochenendes nahmen nach Angaben der Organisatoren 30 000 Menschen an den 250 Darbietungen des Buskers-Festivals teil. Aber längst nicht alle von ihnen haben den freiwilligen Unkostenbeitrag geleistet. Insgesamt konnten bloss 8000 Festivalbändeli verkauft werden. Das Festivalbändeli kostete zehn Franken, darin inbegriffen war das Programmheft, das allein schon einen Preis verdient hätte. Genauso wie die 115 Künstlerinnen und Künstler, die im strömendem Regen Tausenden viel Spass bereitet haben.

Der Bund, Artikel vom 14. August 2006

Schräge Töne unter den Lauben

«Singing in the Rain» wurde zum Motto des diesjährigen Strassenmusik-Festivals Buskers. Um die 30 000 Besucher kamen trotzdem, aber richtige Feststimmung wollte nicht durch die Gassen wogen.

Mambolleros im Bund

Wenn die Pflastersteine zur Bühne werden: Angel Maria Torres y los ultimos Mambolleros während einer Regenpause.
Bilder: Manu Friedrich

(mry). — Fast unscheinbar steht die kleine, rote «Jukebox», die Bühne von Trukitrek, unter einer Laube beim Münsterplatz. Der rote Vorhang ist zu, es regnet in Strömen. Doch die Menschentraube davor wird immer grösser. In Regenkleider gehüllte Kinder und ältere Leute, Familienväter und junge Frauen mit Rastas warten mit sichtbarer Vorfreude auf die Playback-Show der skurrilen Puppen mit den viel zu grossen Menschenköpfen. Dumpf verklingen hier die lüpfig-verspielten Klänge der Gipsy-Band Gadjo, die weiter oben dicht vom Publikum umringt musiziert, während um die Ecke drei junge Schweizer mit Handörgeli und Kontrabass eine heimelige Stimmung in die Lauben bringen.

Ein Sommerfest sollte es werden, das Festival, an dem die Strasse zur Bühne wird und die Passanten das Publikum bilden. 30 Gruppen zeigten während drei Abenden an 30 Ecken der Berner Altstadt ihre Darbietungen. Doch an der dritten Ausgabe des Strassenmusik-Festivals Buskers wähnte man sich bisweilen eher in vorweihnächtlichen Zeiten denn im Hochsommer: Ausser am Donnerstag goss es bei kühlen Temperaturen fast ununterbrochen wie aus Kübeln. Die Besucher kamen trotzdem, doch in den Gassen wollte die Feststimmung nicht so richtig aufkommen - mit den Hüften gewippt, gelacht und gestaunt wurde nur rund um die Bühnen. Sonst blieb die Altstadt bisweilen fast menschenleer.

Anders als an der Fasnacht oder am Zibelemärit steht am Buskers-Festival offensichtlich nicht das Fest, sondern die Musik und die Kunst im Vordergrund. Das diesjährige Festival zeigt sich schräg, verspielt, provozierend und exotisch: Es treten Marionettenspieler und Mambosänger auf, es ertönen mongolische Kehlkopfgesänge und Rhythmen von knirschenden Plattenspielern, und böse Clowns irritieren das Publikum. Von Jongleuren, Zigeunerkapellen und Feuerspuckern ist indes keine Spur. «Das Festival hat sich verändert», sagt Zuschauer Manuel Kühne nach dem Konzert der Berner Afrogruppe The Felas: Vor zwei Jahren sei es eher eine Clownveranstaltung gewesen, nun träten Gruppen auf, die ihr Handwerk beherrschten. «Jetzt ist es mehr ein Gassen-Open-Air denn ein Strassenmusik-Festival - mir gefällts.» So passt denn auch Schauspieler Manu Furrer mit seinen Wohnblock-Geschichten in das Festivalprogramm: «Ich bin kein Strassenkünstler - aber die Geschichten, die ich erzähle, gehören auf die Strasse.»

Mit verzerrtem Gesicht singt die Puppe im Baby-Kostüm in der kleinen, roten Trukitrek-Bühne am Münsterplatz aus voller Kehle, die Zuschauer lachen Tränen. Oder sind es Regentropfen, die ihnen übers Gesicht kullern? Es ist einerlei. Puppenkünstler Josep Piris aus Barcelona kann es nach der Darbietung jedenfalls kaum glauben: Eine solche Begeisterung bei diesem Regen - das habe er noch nie erlebt.

Berner Kulturagenda, Nr.01, 12. bis 25. Januar 2006

Mambo-Machos

Falsche Mexikaner an der “Tour de Lorraine”

(Silvia Süess). — Angel Maria Torres y sus ultimos Mambolleros sind elf Männer mit Schnäuzen. Eigentlich wären sie zwölf, aber der Sänger Angel Maria Torres, auch «maximo Lìder» genannt, war bis jetzt bei allen Auftritten verhindert. So heizt die Mambo-Combo dem Publikum jeweils ohne ihren mysteriösen Chef ein, und das gelingt ihr wunderbar.

Auch für ungeübte Tänzer tanzbar

Die Mambolleros spielen hauptsächlich Coverstücke von Damáso Pérez Prado, der in den 1950er-Jahren als "König des Mambos" bekannt wurde. Mit musikalischer Professionalität verarbeitet die Band repetitive Beats, simple Texte und eingängige Melodien zu einem überzeugenden Gesamtwerk. "Wir sind eine hedonistische Spassband, die nicht ganz ernst zu nehmen ist", so Sänger und Flötist Domingo “el pelòn” Flores. Der Spass, den die Jungs auf der Bühne haben, überträgt sich auf das Publikum: Auch ungeübte Mambotänzerinnen und -tänzer werden dem umtriebigen Tun der mexikanischen Machos nicht unbewegt zusehen können.

Ob Angel Maria Torres am Konzert im Progr persönlich erscheint oder ob er einmal mehr in Mexiko hängenbleibt, ist noch unklar. Eines aber ist sicher: Die Schnäuze sind nur angeklebt, die meisten auf jeden Fall.

Online Tagebuch von Ursus & Nadeschkin, 14. November 2005

Volkshaus (2): U&N mit Band

Mambolleros Volkshaus

Dieses Bild stammt vom gleichen Ort wie die Aufnahme vom 9.11. (vgl. Eintrag). Es handelt sich hier aber nicht - wie einige behaupten - um die Ehemänner der Synchronschwimmerinnen.

Vielmehr sehen wir hier die Latin-Combo «Angel Maria Torres y sus ultimos Mambolleros», die zwar kein südamerikanisches Blut aber immerhin die passenden Schnäuze hat. Das kaum einer von denen Spanisch kann, ist Nebensache, denn ihr Mambo-Sound ist grandios. Und dass sie uns zu unserer DVD-Taufe den Verhältnisblödsinn schenkten und während ziemlich genau einer Minute fünfzehn Sekunden, mitten in unserem Auftritt, den Volkshaus-Saal zum Kochen brachten, werden wir ihnen nie vergessen! Olà muchachos!

Schwäbisches Tagblatt, Mo. 08.August 2005

Mehr Mambo!

Angel Maria Torres y sus ultimos Mambolleros begeisterten im Schlosscafé

Mambolleros Schlosscafe

TÜBINGEN (tio). — Aus dieser Musik kann man eine Wissenschaft machen. “Getanzt wird der Mambo im 4/4 Takt bei durchschnittlich 45 Takten in der Minute. Mambo wird synkopiert getanzt, das bedeutet auf dem ersten Schlag jedes Taktes wird kein Schritt ausgeführt. Stattdessen findet auf diesen Schlägen eine Gewichtsverlagerung mit gleichzeitigem Einknicken eines Knies statt, was zu der typischen Hüftbewegung führt. Diese ist im Gegensatz zur Salsa stark pointiert, d.h. betont und plötzlich”, schreibt das Lexikon.

Perez Prado, der kubanische Pianist, der den Mambo entwickelt hat, fände diese Beschreibung wohl zum Haare raufen. Zum einen ist Prado aber tot und zum anderen hätte die Pomade ohnehin jedes Raufen verhindert. All die Lebensfreude, die im Mambo steckt, der Spaß, den schnatternde Saxophone und trötende Posaunen der Nachkriegsgesellschaft machten, die Tanzlust, die mit jedem Takt wächst, all das, was Prado in seine Stücke hineinkomponiert hat, bleibt in dieser Beschreibung nämlich außen vor.

Eine Menge Spaß dagegen hätte Prado, so er noch am Leben wäre, an “Angel Maria Torres y sus ultimos Mambolleros”. Denn die neunköpfige Kombo tut eigentlich nichts anderes, als ihn zu kopieren. Die Setlist ihres Konzertes am Freitagabend im Schloßcafé ist wie vom Best-of-Album des Kubaners abgeschrieben. Die Kombo spielt seine Kompositionen, nutzt seine Arrangements. Ihre Musik klingt, als hätte sich seit den Sechzigern, der Hochzeit des Mambo, nichts getan. Aber Angel Maria Torres und seine Pseudo-Latinos tun das so gut, dass niemand etwas dagegen haben kann.

Dass die neun Musiker aus der Schweiz kommen, hört man nicht. Nicht mal an den Ansagen. “Wirr spile nu letzte Stuck”, sagt Angel Maria Torres radebrechend. “Ise letzte Stuck von di erste Stuck von di Konzert.” Die Mannen bedienen sämtliche Klischees, sehen aus wie Drogendealer, wie Drogenbauern, oder auch wie Pornodarsteller. Ein Querschnitt amerikanischer Siebziger-Jahre-Filmtypen steht da auf der Bühne, sich in Coolness übend.

Manchmal nimmt ihr Mambo tatsächlich etwas funkige Soundtrack-Klangfarbe an. Weiter geht die Modernisierung jedoch nicht, und so bleibt der von Lou Bega verhunzte Mambo No. 5 glücklicherweise im Originalarrangement. Dabei jagten die Neun jedes Stück durch die Mambomaschine, das sich ihnen in den Weg stellte. Die Gruppe stimmte mexikanischen Mambo an (“Tequila”) und mit dem Latin-Lover- Pflichtstück “Besame mucho” konnte der Percussionist den etwa 50 Zuhörern zeigen, dass er mehr kann als auf Kongas zu klopfen oder cool durch die Sonnenbrille zu gucken.

Kurzes Fazit: Mehr Mambo!